Es wird Zeit ins sagenumwobene Patagonien aufzubrechen. Wo die Landschaft rau, unberührt und faszinierend ist. Es gibt nur weit auseinander liegende Dörfer mit wenigen Einwohnern, die (wenn überhaupt) nur durch die berühmte 1.200 km lange Careterra Austral verbunden sind. Und diese Straße ist der Wahnsinn. Mal asphaltiert und breit, meistens aber eine 1 – 1,5 spurige Schotter- oder Erdstraße mit viiieeelen Schlaglöchern, die sich wie eine Anaconda durch die mächtige Berg- und Hügellandschaft windet. Es geht steil rauf, runter, durch enge ruckelige Kurven, vorbei an hügeligen Feldern, Wäldern, mächtige Felswände, Gletscher und zackigen schneebedeckte Gipfel. Selten kommt einem ein Auto entgegen, manchmal eine Motorrad Gang und erstaunlich oft, wahnsinnige mutige, vollbepackte Radfahrer, die sich im Regen die endlosen Hügeln raufquälen.

Für jedes Gefährt ist diese Straße der heilige Gral. Aber auch ohne Gefährt kommt man hier voran. Ich hab noch nie so viele Hitchhiker mitgenommen wie hier. So lernt man auch gleich mal mehr mal weniger spannende Leute kennen. Das patagonische Wetter trägt zum abenteuerlichen Roadtrip bei. Manchmal scheint die Sonne, oft türmen sich energiegeladene Wolkenschlösser vor uns auf, es regnet oder wir sind in einer dicken Nebelsuppe gefangen. Oft alles gleichzeitig. Dann fahren wir mit unserem fast neuen Toyota Hybrid durch das “Regenbogen Wonderland”. Also in Neuseeland zu fahren war der Wahnsinn, aber vom Fahrerlebnis ist die Carreterra Austral nochmal ein anderes Kaliber. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendwoanders eine noch coolere (und abwechslungsreichere) Straße gibt, vor allem in dieser Länge.
Normal braucht man (mind.) 2 Wochen um die gesamte Straße zu befahren. Da wir nur 9 Tage aus unserer Chile-Reise zusammenkratzen konnten, mussten wir ein bisschen improvisieren. Wir sind also gleich in die Mitte der Careterra geflogen, nach Balmaceda (12 h Anreise, nachdem bei unserem Flug ein medizinischer Notfall war…). Von dort sind wir dann zuerst in den Norden und nacher in den Süden gefahren und haben so ca. 2/3 der Careterra abgefahren.
Eigentlich waren wir motoviert, schon jetzt in unserem Zelt zu schlafen und zu kochen, das nass-kalte Wetter “zwingt” uns dann aber doch eher in Hostels und Cabañas (kleine Blockhütten) zu nächtigen. Wir haben ja noch unsere große Torres del Paine Wanderung vor uns, wi wir ohnehin 8 Tage im Zelt schlafen werden. Wir genießen also die mit Kaminen geheizten Unterkünfte und machen Day Hikes in den zahlreichen Nationalparks Patagoniens. Dort lernen wir auch zum ersten mal den berüchtigten Wind Patagoniens kennnen, der uns buchstäblich in die Knie zwingt, aber dazu mehr in einem kommenden Post… Wir sind gerade in Coyahaqui, der größten Stadt hier in Patsgonien und tanken Kraft für die kommenden Tage, der O-Trek im Torres del Paine Nationalpark, quasi das Herzstück Patagoniens wartet auf uns, und wird uns und unser Equipment mit Regen, Schnee, Temperaturen unter 0 und Windstärken jenseits 100 km/h auf die Probe stellen. Damit heißt es nach 1500 km auch Abschied nehmen, von der vielleicht schönsten Straße der Welt, tschüss Careterra Austral!
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