Der Tag beginnt noch im Dunkeln, vor 07:00 muss das Camp geräumt werden, damit sich die 10h Überquerung des John-Gardener Pass ausgeht. Wir packen das pitschnasse Zelt zusammen und laufen mit einer kleinen Stirnlampe und Handy ausgerüstet erstmal im Camp hin und her. Wo ist denn dieser verdammte Trail? Endlich sehen wir ein paar andere Wanderer denen wir folgen. Es geht zuerst steil einen Berg hoch. Der Boden besteht nur aus Wasser, Schnee und Schlamm. Auf Brücken aus rutschigen Ästen und Steinen versuchen wir vorsichtig durch den dichten schneebedeckten Wald zu dringen.
Die Bäume lichten sich, am anderen Ende des Waldes trauen wir unseren Augen nicht. Wir stehen plötzlich in teils meterhohen Schneebergen. Langsam stapfen wir knietief in den Fußabdrücken der Vorgänger. Seitlich sieht man immer wieder tiefe Löcher aus denen “Gatoradeblaues” Eis hervorblitzt. Es geht rauf und runter, teils über Eisplatten, wir sind froh, jeder zumindest einen Hiking Pole zu haben und schauen neidisch auf die Wanderer, die uns mit Spikes auf den Schuhen überholen. Langsam geht die Sonne auf. Es ist neblig, rund um uns nur Schnee, ein paar schneebedeckte Sträucher und Bergspitzen mit Eis und Schnee. Teilweise sieht man nichts mehr außer weiß und freut sich, dann doch die nächste Wegmarkierung zu erahnen.
Wir kommen beim eigentlichen Pass an. Ein Bild wie am Mt. Everest. Es ist steil und mühsam voranzukommen, es bildet sich eine Schlange an Wanderern zum höchsten Punkt.

Bis dahin war es abenteuerlich und sehr anstrengend, auf der anderen Bergseite beginnt es jetzt aber richtig gefährlich zu werden. Es geht teils steil bergab und es ist sehr eisig. Wir und viele andere stürzen ständig. Insgesamt stürzen wir beide zusammen 12x an diesem Tag. Ich gebe Carina meinen Stock und rutsche teilweise gehockt auf den Beinen den Berg runter. Carina ist verzweifelt und am Ende. Nur ganz langsam kommen wir voran. Es folgen Passagen mit Seilen und nassen kalten Stangen. Unsere Hände, Zehen und (Bart-)Haare sind buchstäblich Eiszapfen…
Aber letztendlich schaffen wir es, der Schnee wird nach quälenden Stunden endlich weniger und wir wandern jetzt durch einen nassen matschigen Regenwald. (Natürlich muss ich hier auch noch einmal im Schlamm stürzen…) Wir sind glücklich.
Grey Gletscher
Doch der Tag ist noch nicht vorbei. Es sind noch immer 3 h bis zum nächsten Camp und noch viele Höhenmeter bergab. In den Wolken rechts vom Abgrund sehen wir plötzlich etwas eigenartiges. Was ist das? Ich denke mir es müssen ganz ungewöhnliche Wolkenformationen sein, Carina meint es wäre ein Gletscher. Aber nach den Gletschern die wir bis jetzt auf den Bergen gesehen haben, wäre das doch viel zu groß. Die Fläche würde einem Meer entsprechen. Wir einigen uns darauf dass es ein Alien-Mutterschiff sein muss.

Der Nebel und Wolken lichten sich weiter. Jetzt erkennen wir, neben uns ist tatsächlich ein riesiges Meer aus Eis , dass sich in endlosen Türmen und Spalten im Tal entlang schlängelt. WOOW!! So etwas habe ich noch nie gesehen! Wir wandern gerade über und neben dem riesigen Grey-Gletscher und kommen aus dem staunen nicht mehr raus. Langsam und schmerzhaft tauen auch unsere Finger und Zehen wieder auf.
Im Camp angekommen, genießen wir schließlich die Pizza auf die wir so lange hingefiebert haben und fallen nach 2 Bier erschöpft und glücklich in unsere Schlafsäcke. Was für ein Tag.
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