Die Türkei, ein riiieesiges Land liegt vor uns. Als Route haben wir uns für die (bei ausländischen Touristen) weniger bekannte Schwarzmeerküste im Norden entschieden. Wir bereisen Istanbul, schlafen an der Küste in Fischerdörfern mit Delfinen, feiern mit den Türken (mehrmals) den Attatürk Gedenktag und machen immer wieder Abstecher ins bergige Landesinnere.
Istanbul – Kultur, Scams und Balık Ekmek
Nachdem wir betend den chaotischen Verkehr in Istanbul überlebt haben (es gibt regelmäßig 10 Parallelstraßen, die aber ständig voneinander abgeschnitten sind, man weiß also nie, ob man gerade richtig fährt), finden wir uns neben einem zentral gelegenen Fußballplatz wieder. Hier verbringen wir, dicht gedrängt mit anderen Campern die nächsten Tage für ein paar Lira.
Scams und Traps – Willkommen in Istanbul
Apropos Lira. Wir freuen uns eigentlich auf die Türkei. Unsere gute Laune wird aber immer mehr getrübt, als wir merken, dass man hier als Tourist ständig nur betrogen wird und nur als wandelnder Dollarschein gesehen wird. So schlimm hab ich das bis jetzt nur in Indien erlebt. Hinzu kommt, dass die Türkische Lira bekanntlich im steilen Fall ist, leider spiegelt sich das (noch) nicht im Euro-Wechselkurs. D.h. das Leben wird nicht nur für die Türken jede Woche teurer, sondern auch für Touristen. Hier ein paar Beispiele, die ich mir damit auch von der Seele schreiben möchte…
Es beginnt beim Simkartenkauf. Auf der Homepage der Anbieter sieht man günstigste Preise, geht man dann aber in einen (offiziell wirkenden) Shop, kosten die Simkarten plötzlich willkürlich mehr (bis zum 10-fachen). Sie verlangen einfach was sie wollen… wir kaufen also verärgert eine E-Sim.
Wir finden ein extrem gut bewertetes Restaurant in der Altstadt (1000e tolle Google Bewertungen) und wollen unseren ersten Abend dort genießen. Dort angekommen erwarten uns extrem teure Preise (Aperol für 17 €, kleines Bier 9 €), mittelmäßiges Essen und viele andere Touristen. So besonders wirkt das Restaurant nicht, irgendwas stimmt hier nicht. Nach etwas Recherche finden wir heraus, dass die Google Bewertungen gekauft und gefaked sind und dass das hier fast alle Lokale machen – wieder voll in die Falle getappt… Es fällt uns in den kommenden Tagen extrem schwer irgendein vernünftiges Restaurant zu finden. Obwohl wir darin sonst recht gut sind, sitzen wir an einem Tag zb. 4h auf einer Bank mit unseren Handys und finden einfach kein einziges echt wirkendes Restaurant.
Am nächsten Tag kaufen wir uns jeder einen frisch gepressten Granatapfelsaft. Spannenderweise ist er um die Hälfte billiger als der am Tag zuvor. Der Straßenverkäufer benötigt auch nicht 6 Granatäpfel, sondern reicht uns nach 2 gepressten Hälften plötzlich 2 vollgefüllte Becher. Spannend, wie das geht. Das rot gefärbte Wässerchen schmeckt nach einem verwässerten Orangensaft… gescammed.
Wir schlendern durch den großen Bazar. In einer Ecke ist ein kleines, uriges, authentisch wirkendes Kaffee. Ohne auf die Karte zu schauen (Fehler!) bestellen wir 2 Kaffee. 3 kleine Baklava und 2 Gläser Wasser werden dazugereicht. Die Rechnung nacher – 17 €! Carina regt sich auch, wird aber nur mit “die Miete im Basar ist so gestiegen!” abgefertigt. Normal kostet so ein Kaffee 50 Cent… wir wurden wieder gescammed.
Meine größte Enttäuschung ist aber der Topkapı-Palast, eins der Highlights in Istanbul. Zähneknirschend zahlen wir 45 € pro Person (zum Vergleich, Schönbrunn kostet ca. 30€). Wir wandern stundenlang durch die Höfe des Palasts in Küchen, Bedienstetenunterkünfte usw. Wir sehen prunkvolle Räume, Geschirr und Gewand. Alles nett, aber der Höhepunkt ist eigentlich der Harem, der eine eigene kleine Stadt mit allem drum und dran innerhalb des Palasts ist und ca. 1/3 der Fläche ausmacht. Davor angekommen, sehen wir plötzlich einen weiteren Schranken mit Kassahäuschen davor und einem Preisschild von weiteren 15 €. Es reicht uns, “die wollen schauen wie weit sie gehen können!” Wir zahlen sicher nicht nochmal 15€, obwohl wir ohnehin schon nicht wenig für den Palast bezahlt haben. Betrug! Wir könnens nicht fassen und verlassen verärgert den Palast… tja am Abend recherchieren wir nochmal … und kommen drauf, dass der Harem in dem 45€ Ticket inkludiert gewesen wäre. Sie haben das System erst umgestellt und verkaufen jetzt nur noch das 45 € Ticket das alles enthält. Wozu es dann die besetzte Kassabox mit Preisschild und einen Aufpasser beim Harem-Schranken gibt, weiß man nicht. Also hier nur halb gescammed würd ich sagen, halb waren wir selbst schuld. Noch bitterer… ich stoße ein NEEIINN hervor und weine ein bisschen.
Kultur und freudige Erlebnisse
Neben diesen “lustigen” Geschichten haben wir aber auch glücklichere Momente in Istanbul. Wir besuchen die beeindruckende blaue Moschee, wandern durch eine alte unterirdische Wasserzisterne, essen Baklava, Simit, Döner und göttlich schmeckendes Balık Ekmek (Fischsandwich) auf der Bosporusbrücke, wo unzählige Angler frischen Fisch fangen.
Besonders cool ist ein großer Innenhof, wo ein traditionelles Nargile cafe (Shisha) zu wirklich günstigen Preisen einfach ein tolles authentisches Erlebnis bietet. Wir finden, hier ist die Welt noch in Ordnung und Türken treffen sich hier nach der Arbeit genauso, wie einige Touristen. Im Minutentakt gehen Mitarbeiter durch den Hof und bringen frische Kohle, Chai, Apfeltee oder Wasser. Man kann hier stundenlang verweilen, Leute beobachten, relaxen und das orientalische Leben genießen. Wir besuchen das Cafe mehrmals.
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