Willkommen in Georgien

Vorbei an der kilometerlangen LKW Schlange, verlassen wir die türkische Grenze und sind endlich in unserem gelobten und geliebten Zielland – Georgien! Das Land das ca. gleich groß wie Österreich ist, bei etwa halb so vielen Einwohnern. Wo die Weintraube geboren ist und seit tausenden Jahren (spezieller) Wein kultiviert wird und es leckerste lokale Speisen und Lebensmittel (Tomaten!) gibt. Wo eine der ältesten (christlichen) Religionen zu finden ist und wo die atemberaubend schönen Berge des großen Kaukasus zu Hause sind. Die Menschen mit ihrer geschichtsträchtigen Kultur sind ein Schmelztiegel aus alt und neu. Einflüsse aus Orient, Ottomanen, Sovietunion und Westen schaffen spannende Gegensätze. Hier wollen wir zumindest 2 Monate eintauchen, genießen und (er)leben.

Ich bin ja schon in vielen Ländern selbst gefahren (Thailand, Indien, Myanmar,…), aber fast niergends ist der Verkehr und die Straßen so verrückt und chaotisch wie in Georgien, wahrscheinlich braucht man deswegen auch eine eigene Pflicht-Autoversicherung fürs Land… Verkehrsregeln gibt es kaum, es werden Spuren gebildet, wos keine gibt, Georgier müssen ständig überholen, egal ob Platz ist oder nicht (oder ob gerade Gegenverkehr kommt), in Kreisverkehren wird stehen geblieben, oder auch nicht. Hinzu kommen fast täglich Kühe, Schweine, Pferde und Schafe, die unbeirrt auf der Straße stehen und durch die man einen Hindernislauf fahren muss. Dem typisch georgischen Auto fehlt mind. vorne (manchmal auch hinten) die Stoßstange, die eine Hand wird beim Fenster rausgestreckt, mit der anderen wird wahlweise telefoniert, geraucht, gehupt oder alles zusammen. Die Straßen selbst schwanken zwischen gut und Schlaglochparcour. Zumindest wenn es welche gibt. Oft hören Straßen plötzlich auf und man fährt auf einer rumpeligen Dirt Road weiter. Brücken sind oft zerstört oder kurz davor. Sehr abenteuerlich.

Batumi – Sand, Strand und die Polizeiwache

Frisch und extasisch kommen wir in der ersten Stadt in Georgien an. Batumi liegt knapp hinter der türkischen Grenze am schwarzen Meer, es ist eine der 3 wichtigsten Städte und vor allem bei Russen sehr beliebt, die hier billigen Strandurlaub, Casinos und das leckere georgische Essen schätzen.

Hochkonzentriert versuche ich unfallfrei den Campino an einen Parkplatz im Stadtzentrum zu lotsen. Bis jetzt waren wir auf unserer Reise nur auf 2 echten Campingplätzen und vlt. auf 4 bezahlten Parkplätzen. Mangels Alternativen sollte das wieder ein solcher werden. Stolze umgerechnet 20 € müssen wir für eine Nacht im Zentrum zahlen. Wir sind froh, heil angekommen zu sein und bezahlen den Parkwächter in türkischen Lira.

Vergnügt spazieren wir durch die Altstadt und gehen in ein leckeres authentisches Restaurant essen. Wir bestellen den Hauswein und freuen uns auf unseren ersten georgischen Wein, der in einer großen 1 Liter Karaffe kommt. “Hauswein ist gut, Qualitätswein ist besser!” denken wir uns und besuchen anschließend noch eine Weinbar um den berühmten georgischen Amber Wine zu verköstigen. Danach gehen wir beschwipst und müde zu unserem Campino zurück, ein toller erster Abend… oder doch nicht?

Um ca. 22:00 klopft es an der Tür. Die Polizei steht vor uns und sagt wir müssen sofort weg, es findet hier eine Militärparade am nächsten Tag statt. Wir vesuchen vergeblich zu argumentieren, dass wir doch gerade erst einen Haufen Geld bezahlt haben, um hier 24h stehen zu dürfen. “Wem habt ihr Geld gegeben? Parken in Batumi ist gratis…”. Der Parkwächter ist längst verschwunden. Uns bleibt nichts anderes übrig als mit einem guten halben Liter Wein intus, betrunken loszufahren.

Doch diese Frechheit können wir nicht auf uns sitzen lassen! Wir wurden betrogen! Gescammmed! Skandal! Wir nehmen Kurs auf die nächste Polizeiwache. Dort müssen wir unsere Handys abgeben und versuchen mit Händen und Füßen zu schildern was passiert ist. 2 andere “Besucher” helfen beim übersetzen. Es gibt unterschiedlichste Meinungen ob man in Batumi den nun fürs parken zahlen muss, oder nicht. Wir müssen warten…. Endlich dürfen wir zum Kommissar ins Zimmer und schildern nochmal mit Hilfe eines Besuchers. “Und was wollt ihr jetzt?” fragt der Kommissar. “Wir wollen unser Geld zurück, oder Anzeige erstatten, da dieser “Parkscheriff” ja wohl nicht unser Geld nehmen hätte dürfen.” Er schnauft, wir müssen wieder warten. Dann sagt er uns, dass diese Polizeistation dafür nicht zuständig sei, ein Kollege würde uns abholen. Nach weiterem Warten kommt dieser tatsächlich. Wieder spricht er kein Wort Englisch und braust mit uns, wütend mit Blaulicht wie ein Komplettgestörter im Polizeiauto zurück zum inzwischen fast komplett geräumten Parkplatz und baut dabei fast einen Unfall. Am Parkplatz bekomme ich wie ein Verbrecher einen Zettel in die Hand gedrückt, muss mich auf den Platz wo unser Campino gestanden hat stellen und der Polizist schießt Fotos von mir. Dann steigen wir wieder ins Auto. Unser wütender Polizist spricht noch mit einem anderen Polizisten vor Ort, der zu uns meint: “Ihr habt also euer Handy verloren.” “Äh, nein?”. “Warum seid ihr dann in diesem Polizeiauto??” Ohne antworten zu können rasen wir auch schon wieder weiter, diesmal zu einer anderen Polizeiwache, wo wieder niemand weiß, was er mit uns anfangen soll. Wieder Handys abgeben und wieder versuchen wir zu schildern was wir wollen. (Langsam hoffe ich dass einfach ein Polizist uns 20 Euro aus eigener Tasche gibt um und los zu werden). Ein ganz junger Polizist der etwas Englisch spricht hat schließlich erbarmen, und nimmt gewissenhaft und gaanz langsam einen Bericht/Anzeige auf. Wir, inzwischen saumüde, sind vor allem froh, endlich “nach Hause” gehen zu dürfen. Wir fahren aus der Stadt raus, an den Strand und fallen um 03:00 früh tod ins Bett. Was für ein erster Tag. Ob das Parken nun was kostet oder nicht, wissen wir bis heute nicht.

Nationalfeiertag- Eintauchen in georgische Kultur

Wiedereinmal sind wir “zufällig” zu einem Feiertag in einem fremden Land, in diesem Fall der georgische Nationalfeiertag mit Kunst- und Delikatessen -Standln, Militärparade (irgendwie skurril wenn kleine Kinder auf Panzern herumhüpfen und spielen) und authentischem Bühnenprogramm mit Gesang und Sukhishvili – der berühmtesten Tanzgruppe für georgischen Tanz – ein Spektakel! Zu mittelalterlichen Piratensongs hüpfen und drehen sich Männer, teilweise mit riesen Schafsperücken und werfen sich auf ihre Knie, lustig und cool zugleich. Wir findens so toll, dass wir gleich Karten für die Stadthalle in Wien gekauft haben…

Wohin gehts weiter?

Wir haben vor in Georgien viel zu wandern und haben dazu einige Mehrtagestouren rausgesucht. Die bekanntester aller Wanderungen, Mestia nach Ushguli würde direkt vor uns liegen, doch leider zeigt der Blick aufs Wetter tagelang Gewitter voraus. Ein Dauerzustand wie sich später noch herausstellen soll. Als wir dann selbst ins Unwetter geraten und von Einheimischen gewarnt werden, wir sollen uns vom Fluss wegstellen, da wir sonst samt Camper weggespült werden, entscheiden wir uns zuerst ins Landesinnere zu fahren, wo ständig Temperaturen um die 35°C herrschen.

Wir bleiben also ein paar Tage auf einem wenig besuchten Strand mit schwarzen Sand und vielen Straßenhunden, und fahren dann weiter nach Kutaisi, die Stadt die wir schon auf unserer ersten Georgienreise lieben gelernt haben, bevor es in die Hauptstaft Tbilisi und nacher weiter nach Kakhetien, die größte Weinreggion geht.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *